Brief des Erzbischofs – bis 30.4. Gottesdienste ausgesetzt

Quelle: www.erzbistum-hamburg.de

Hamburg, 16. März 2020





Liebe Schwestern und Brüder
im Erz­bistum Hamburg,

wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation. Das Coronavirus hat fast die ganze Welt er­fasst und beeinflusst unser gesamtes Le­ben. Auch unser kirchliches Leben wird zunehmend in Mitleidenschaft gezogen.

Am vergangenen Wochenende bin ich von einer Reise nach Marokko zurück­ge­kehrt. Ich war dort unterwegs, um mich über das Schicksal der Flüchtlinge zu in­formieren und ihnen persönlich zu be­gegnen. Gott sei Dank konnte ich das Land noch vor Schließung der Grenzen verlassen. Meine Heimreise ging über den Flughafen von Madrid nach Ham­burg. Da die Hauptstadt Spaniens mitt­lerweile zur Risikozone erklärt wurde, halte ich mich selbstverständlich an die be­stehenden Empfehlungen und werde mich in den nächsten vierzehn Tagen le­dig­lich zu Hause aufhalten, um so un­nö­tige Kontakte zu meiden und eine mög­liche Übertragung des Virus zu ver­meiden. Symptome dieses Virus lassen sich bei bisher nicht erkennen. Mir geht es gut.

Liebe Schwestern und Brüder, die Kirche nimmt am gesellschaftlichen Leben teil und gerade in dieser Situation Anteil. Sie darf sich nicht aus der Verantwortung zurückziehen und muss ihren Beitrag zur Eindämmung dieses Virus leisten. Ich bitte Sie deshalb, sich an die ent­spre­chenden Auflagen der Regierungen und Behörden zu halten. Im Moment ist un­ser Zusammenleben vollkommen ver­än­dert und auch unser kirchliches Leben ist ganz anders. Jetzt kommt es auf uns alle an. Solidarität trotz Isolation!

Gerade jetzt können wir uns gegenseitig unterstützen und solidarisch zeigen: über das Internet, die E-Mails, aber natürlich auch über das Telefonnetz. Zahlreiche digitale Angebote werden Sie auch auf unserer Homepage http://www.erzbistum-hamburg.de und auf unseren Social Media Kanälen erhalten. Mir ist es ein Anliegen, dass gerade jetzt unsere Seelsorge nicht erliegt, sondern wir trotz allem einander verbunden bleiben. Unse­re Seelsorgerinnen und Seelsorger sind für Sie da!

Vielleicht müssen wir uns in dieser be­sonderen Situation neue Wege des Mit­einanders erschließen. Ich lade Sie ein, hierbei sehr kreativ zu sein. Die folgende Entscheidung ist mir und allen Verantwortlichen nicht leicht­ge­fal­len. Doch nach gründlicher Überlegung und Abwägung und in enger Ab­stim­mung mit den zuständigen Behörden und auch mit der evangelischen Nord­kir­che haben wir die Entscheidung ge­trof­fen, dass wir mit sofortiger Wirkung die öffentliche Feier von Gottesdiensten bis zum 30. April 2020 einstellen werden.

Ich bitte Sie, alle diesen schmerzlichen Einschnitt mitzutragen. Die Mitbrüder im priesterlichen Dienst bitte ich, stell­ver­tre­tend für alle, die Heilige Messe privat zu feiern und für die Gläubigen zu beten. Ich selber werde jeden Tag in der Ka­pel­le des Bischofshauses die Eucharistie ze­lebrieren. Die Gläubigen werden von der Er­füllung der Sonntagspflicht befreit. Über das Internet können Sie schon jetzt an liturgischen Feiern in ganz Deut­schland teilnehmen. Nutzen Sie diese Angebote und schöpfen Sie auch die vie­len Möglichkeiten aus, zu Hause zu be­ten und Hausgottesdienste zu feiern.

Liebe Schwestern und Brüder, keiner von uns weiß, wie lange diese besonderen Zei­ten dauern werden. Versuchen wir, klug und besonnen uns diesen Her­aus­forderungen zu stellen – ohne Panik oder Überreaktionen. Diese Zeiten erfordern ein Zusammenstehen, eine gelebte Soli­da­rität, auch dann wenn man selber nicht zur Risikogruppe gehört. Bitte be­achten Sie außerdem die Anordnungen und Handlungsempfehlungen des Gene­ral­vikars zu den Auswirkungen des Coronavirus auf das kirchliche Leben in unserer Erzdiözese Hamburg. Sie werden in Kürze verschickt und auf allen Kanälen zur Verfügung gestellt.

Im Gebet mit Ihnen verbunden segne und behüte Sie alle der allmächtige und barmherzige Gott! 

Ihr
+ Stefan