Hamburg, 16. März 2020
Liebe Schwestern und Brüder
im Erzbistum Hamburg,
wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation. Das Coronavirus hat fast die ganze Welt erfasst und beeinflusst unser gesamtes Leben. Auch unser kirchliches Leben wird zunehmend in Mitleidenschaft gezogen.
Am vergangenen Wochenende bin ich von einer Reise nach Marokko zurückgekehrt. Ich war dort unterwegs, um mich über das Schicksal der Flüchtlinge zu informieren und ihnen persönlich zu begegnen. Gott sei Dank konnte ich das Land noch vor Schließung der Grenzen verlassen. Meine Heimreise ging über den Flughafen von Madrid nach Hamburg. Da die Hauptstadt Spaniens mittlerweile zur Risikozone erklärt wurde, halte ich mich selbstverständlich an die bestehenden Empfehlungen und werde mich in den nächsten vierzehn Tagen lediglich zu Hause aufhalten, um so unnötige Kontakte zu meiden und eine mögliche Übertragung des Virus zu vermeiden. Symptome dieses Virus lassen sich bei bisher nicht erkennen. Mir geht es gut.
Liebe Schwestern und Brüder, die Kirche nimmt am gesellschaftlichen Leben teil und gerade in dieser Situation Anteil. Sie darf sich nicht aus der Verantwortung zurückziehen und muss ihren Beitrag zur Eindämmung dieses Virus leisten. Ich bitte Sie deshalb, sich an die entsprechenden Auflagen der Regierungen und Behörden zu halten. Im Moment ist unser Zusammenleben vollkommen verändert und auch unser kirchliches Leben ist ganz anders. Jetzt kommt es auf uns alle an. Solidarität trotz Isolation!
Gerade jetzt können wir uns gegenseitig unterstützen und solidarisch zeigen: über das Internet, die E-Mails, aber natürlich auch über das Telefonnetz. Zahlreiche digitale Angebote werden Sie auch auf unserer Homepage http://www.erzbistum-hamburg.de und auf unseren Social Media Kanälen erhalten. Mir ist es ein Anliegen, dass gerade jetzt unsere Seelsorge nicht erliegt, sondern wir trotz allem einander verbunden bleiben. Unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger sind für Sie da!
Vielleicht müssen wir uns in dieser besonderen Situation neue Wege des Miteinanders erschließen. Ich lade Sie ein, hierbei sehr kreativ zu sein. Die folgende Entscheidung ist mir und allen Verantwortlichen nicht leichtgefallen. Doch nach gründlicher Überlegung und Abwägung und in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und auch mit der evangelischen Nordkirche haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir mit sofortiger Wirkung die öffentliche Feier von Gottesdiensten bis zum 30. April 2020 einstellen werden.
Ich bitte Sie, alle diesen schmerzlichen Einschnitt mitzutragen. Die Mitbrüder im priesterlichen Dienst bitte ich, stellvertretend für alle, die Heilige Messe privat zu feiern und für die Gläubigen zu beten. Ich selber werde jeden Tag in der Kapelle des Bischofshauses die Eucharistie zelebrieren. Die Gläubigen werden von der Erfüllung der Sonntagspflicht befreit. Über das Internet können Sie schon jetzt an liturgischen Feiern in ganz Deutschland teilnehmen. Nutzen Sie diese Angebote und schöpfen Sie auch die vielen Möglichkeiten aus, zu Hause zu beten und Hausgottesdienste zu feiern.
Liebe Schwestern und Brüder, keiner von uns weiß, wie lange diese besonderen Zeiten dauern werden. Versuchen wir, klug und besonnen uns diesen Herausforderungen zu stellen – ohne Panik oder Überreaktionen. Diese Zeiten erfordern ein Zusammenstehen, eine gelebte Solidarität, auch dann wenn man selber nicht zur Risikogruppe gehört. Bitte beachten Sie außerdem die Anordnungen und Handlungsempfehlungen des Generalvikars zu den Auswirkungen des Coronavirus auf das kirchliche Leben in unserer Erzdiözese Hamburg. Sie werden in Kürze verschickt und auf allen Kanälen zur Verfügung gestellt.
Im Gebet mit Ihnen verbunden segne und behüte Sie alle der allmächtige und barmherzige Gott!
Ihr
+ Stefan